Ich habe den ersten Band gelesen und dazu eine ausführliche Rezension geschrieben. Da im DSA-Forum noch kein Bewertungsthread existiert, ich aber trotzdem schon wissen möchte, wie Euch der Roman gefallen hat, möchte ich meine Bewertung auch hier posten und mit Euch darüber diskutieren. Wie hat Euch der Roman gefallen? Was hat Euch überrascht? Womit kommt Ihr überhaupt nicht zurecht? Freut Ihr Euch auf den zweiten Band oder seid Ihr eher skeptisch? Schreibt mir Eure Meinung!
Damit diejenigen, die den Roman noch nicht gelesen haben, nicht gespoilert werden, werde ich den spoilerhaften Mittelteil weißen.
Hier erstmal meine Bewertung, wie ich sie auch im DSA-Forum posten werde:
[nachträgliche Anmerkung:] Ich habe niemandem meine Einwilligung gegeben, meine Rezension auf Amazon zu posten.Nordwärts bildet den Auftakt zur Romanserie der Phileassonsaga. Meine ausführliche Rezension zum zugrunde liegenden Abenteuer Gen Norden findet ihr hier. Der Rest enthält Spoiler; am Ende steht mein spoilerfreies Fazit.
[MI]
Der Roman beginnt mit einem ca. 80-seitigen Prolog, der inhaltlich überhaupt nichts mit der Saga zu tun hat. Er schildert den unglücklichen Schiffbruch der Protagonistin Fianna, die auf dem Schiff ihres Vaters Strandpiraten aus dem südlich von Thorwal gelegenen Dorf Stainakr zum Opfer fällt. Die Dörfler versuchen ihr Verbrechen zu vertuschen und bringen die gesamte Besatzung um. Der Hetmann und einige kampferprobte Väter schicken dazu die „Jungmannen“ vor – darunter der Magiernovize Tylstyr und der kräftige Tjorne - , damit die ihr erstes Blut vergießen, denn nur so werden sie zu „echten Männern™“ und können in Zukunft auf Plünderfahrt gehen. Nur Fianna überlebt, wird aber fortan insgeheim als Sexsklavin gehalten und von allen „Jungmannen“ aus Stainakr vergewaltigt, weil man so ja auch zum Mann™ werden kann. In Stainakr herrschen eben raue Sitten aus lange vergangener Zeit, Frauen scheint´s da keine zu geben, nur „Weiber“, und überhaupt wohnen dort offenbar hauptsächlich von Game of Thrones importierte Eiseninselbewohner (Vielleicht war hier auch die Fernsehserie „Vikings“ Vorbild, die zumindest Robert Corvus scheinbar gern schaut – ich kenne sie nicht, kann es also nicht beurteilen).
Der Prolog widmet sich größtenteils den Problemen des jungen Tylstyr, der sich in seinem Dorf wie ein Fremder fühlt, von seinem Vater nicht akzeptiert wird, den allgemeinen Erwartungen der Dorfbewohner nicht entspricht (man erinnere sich: In Stainakr müssen Männer „echte Männer™“ sein und Blut vergießen, sich Weiber nehmen und sonstige archaische Klischees bedienen, von denen man in UdW nicht allzu viel findet). Der Roman bemüht sich, die Entfremdung Tylstyrs gegenüber den äußerst unsympathischen Dorfbewohnern zu veranschaulichen und seine Sehnsucht nach der Ausbildung zum Magier in Thorwal zu beschreiben, was auch gelingt.
Natürlich soll auch Tylstyr irgendwann noch zum „echten Mann“™ gemacht werden, weshalb man ihn zu Fianna in die Sexhöhle bringt. Da er aber nicht das Zeug zu einem „echten Mann“™ hat, versucht er Fianna zu befreien, was aufgrund einer weiteren „Mannbarkeitsprüfung“ (diesmal Alkohol) nicht gelingt und Fianna, die inzwischen nah am Wahnsinn pendelt, noch stärker in Rachefantasien stürzt. Diese werden gegen Ende des Prologs auch befriedigt, indem sie ihren ersten Peiniger brutal zu Tode bringt.
Nach 83 Seiten endet der Prolog und ich frage mich nicht zum ersten Mal: Was lese ich hier eigentlich? Ist das noch die Phileassonsaga? Was hat das mit irgendwas zu tun? Wer sind diese Leute, warum sind die alle so dermaßen durchgedreht? Warum werden knapp 20% des ersten Romans verwendet, um genau diese Handlung zu spinnen?
Weiter geht’s in Thorwal und endlich, auf Seite 85, taucht der Name Asleif Foggwulf Phileasson auf, ein paar Seiten später dann auch Beorn der Blender. Beide Figuren werden gut beschrieben, aber was ich schon beim Abenteuer vermisst habe, bleibt auch hier im Dunkeln: Es wird nicht deutlich genug geschildert, warum zwischen den beiden eine so erbitterte Feindschaft besteht. Es gibt einen kurzen Hinweis, in einem Satz beschrieben (paraphrasiert: „Hm, Beorn gibt mir die Schuld am Tod seiner Schwester, aber das war ich doch gar nicht!“). Ich hoffe sehr, dass in späteren Bänden mehr über die Vergangenheit der beiden Hauptfiguren geschildert wird (DAFÜR hätte ich liebend gerne den Prolog verwendet gesehen, nicht für drei verhältnismäßig uninteressante Nebencharaktere, die später bei Phileasson und Beorn anheuern!).
Während die Thorwaler das Wintersonnenwendefest feiern, kommt es zu einem grausamen Mord, dessen Methode genau die gleiche ist wie bei dem Fiesling im Prolog. Schnell wird Tylstyr, der inzwischen ein fertig studierter Magus ist, und seinem Freund aus Kindertagen Tjorne, der auch nach Thorwal gefunden hat, klar, dass das kleine Mädchen, das damals von den Jungmannen misshandelt wurde, immer noch auf einem Rachefeldzug ist und mittlerweile schon zwei oder drei (mich interessiert´s ehrlich gesagt nicht) Namen von ihrer Liste der Vergeltung gestrichen hat.
In der Zwischenzeit hat die Tempelvorsteherin der Travia, Mutter Cunia, eine Vision von den Göttern erhalten, die offenbar etwas Großes planen und dafür die beiden besten Kapitäne Thorwals brauchen. Nun haben sich die Autoren überlegt, man könnte die zahlreichen Unstimmigkeiten und Plotholes der Saga überarbeiten und sich bessere Begründungen ausdenken, warum denn nun gewisse Dinge passieren. Zum Beispiel, warum mitten im Winter eine Expedition in den hohen Norden starten soll, obwohl das doch eigentlich zum Tod aller Beteiligten führen müsste! Also werden die Götter gleich zu Beginn ins Boot geholt und der eigentlich erst im Verlauf der Saga zutage tretende tiefer liegende Grund der Wettfahrt wird schon im ersten Band dem Leser zumindest in seiner auf das Wesentliche reduzierten Form auf die Nase gebunden: Die Götter haben einen „großen Plan“!
Nach und nach werden Figuren eingeführt, von denen man ahnen kann, dass sie mit Phileasson auf Fahrt gehen werden: Ein Ritter aus Andergast, der mit seiner kriegerischen Vergangenheit hadert und sich deshalb im Traviatempel aufhält (oder, wie seine rachedürstenden Verfolger ihm vorwerfen, sich versteckt). Ein Elf aus der Goldregenglanzsippe, der nach Göttern sucht – ja, nach Göttern. Was im ersten Moment unstimmig erscheint, entpuppt sich im Verlauf des Romans aber als eine einigermaßen glaubwürdige und stimmige Motivation. Nur das Alter des Elfen finde ich mit 25 Jahren arg gering. Trotzdem finde ich es lobenswert, wie die Autoren hier eine Anknüpfung an die spätere Begegnung mit Galandel schaffen.
Letztendlich wird die Wintersonnenwende mit einem Festmahl begangen und die Recken und Drachenführer prahlen mit ihren Taten. Also erzählt auch Beorn einen Schwank vom Güldenland und Phileasson macht sich deswegen über ihn lustig. Hier wurden einige Formulierungen aus dem Abenteuer übernommen, was ich angenehm fand. Was leider immer noch nicht passt, ist die Heftigkeit des Streites, der zwischen Beorn und Phileasson ausbricht – ohne vorherige Erklärung, warum die beiden sich so spinnefeind sind und am besten eine Rückblende zu relevanten Ereignissen in der Vergangenheit zündet die Szene einfach nicht. Hier hätte der Roman gegenüber dem Abenteuer die Hintergründe dieser beiden Figuren erforschen und einen echten Mehrwert schaffen können – schade, dass diese Chance vertan wurde.
Als hätte Garhelt nur darauf gewartet, eröffnet sie den beiden Streithähnen, dass sie auf eine lange und gefährliche Queste gehen sollen – jaaa, mitten im Winter! Jeder soll sich eine Mannschaft zusammenstellen und in einer Woche lossegeln und um Ruhm und Ehre kämpfen und um den Titel „König der Meere“. Phileasson rekrutiert also nacheinander die vorher eingeführten Figuren – Ritter, Elf, Magier, Kraftpaket. Weitere Expeditionsteilnehmer werden vorgestellt und beschrieben. Ganz enttäuscht war ich von Shaya. Der Roman beschreibt sie als weinerliche kleine Memme, die zum ersten Mal ihr Zuhause verlassen muss und sich deswegen ganz furchtbar fühlt. Von Charakterstärke, Selbstvertrauen, thorwalscher Entschlossenheit oder Humor ist bei ihr überhaupt nichts zu finden – sie ist einfach nur ein kleines Mädchen, das vor einer großen Herausforderung steht und Angst hat. Mit 33 Jahren als Thorwalerin und Traviageweihte. Irgendwie hatte ich mir nach der Lektüre des Abenteuers ein anderes Bild von Shaya gemacht.
Es werden Vorbereitungen getroffen und einige andere Dinge passieren, die mir beim ersten Lesen nicht im Gedächtnis geblieben sind. Gut gefallen hat mir das Ritual mit der gemeinsamen Wäsche der Ottajasko, um zu zeigen, dass die Gefährten zu einer festen Gemeinschaft vereint werden. Es sind solche kleinen Szenen, bei denen Flair und Abenteuergefühl aufkommen.
Dann verkündet Garhelt die Wettkampfregeln (wieder stark mit Abenteuerformulierungen getränkt, aber besser) und die beiden Mannschaften fahren los. Es entbrennt ein Wettrennen zwischen Beorns Seeschlange und Phileassons Seeadler, bei dem Phileasson zurückfällt. Dann packt er aber die Motivationspeitsche aus, wirft mit derben Sprüchen um sich und schreit die ganze Zeit „Pullt! Pullt! Pullt!“ …Mag sein, dass das der korrekte nautische Begriff für diese Tätigkeit ist, aber allein nach meinem Empfinden stört mich das Wort, da es zu sehr nach Anglizismus klingt. Ganz zu schweigen davon, dass ich Phileassons Wortwahl und Gebaren unglaublich nervig fand. Es sind manchmal einzelne Worte, die eine ganze Szene zerstören.
Die Fahrt geht weiter und die Perspektive wechselt zu Beorn. Der hat ganz zu Beginn eine mysteriöse Botschaft von jemandem erhalten, der offenbar schon genau wusste, was in Zukunft passieren würde. Dieser Jemand bietet Beorn Hilfe an, weshalb Beorn auf der unheimlichen Schlangeninsel einen Zwischenstopp einlegt. Dort begegnet ihm der mysteriöse Elf Galayne, der Beorn auf seiner Fahrt begleiten will – warum auch immer. Er hat anscheinend ebenfalls einen „großen Plan“. Kenner der Saga wissen vermutlich schon, woher der Elf mit der schneeweißen Rüstung stammt, weshalb sich mir auch die Frage erschließt, warum so jemand schon zu Beginn der Saga Bescheid weiß. Wurde hier der Hintergrund geändert, um die Plausibilität zu erhöhen? Es bleibt abzuwarten, aber ich erwarte nichts Gutes.
Der mysteriöse Elf beschwört auf Beorns Bitte einen Sturm herauf, um Phileasson zu ärgern, was dazu führt, dass die Seeadler vor Olport Schiffbruch erleidet und mit Müh und Not den rettenden Hafen erreicht. Ein Mann geht von Bord, kann aber gerettet werden. In Olport treffen die Recken nun auf die wohl nervigste Figur dieses Romans: das kleine Mädchen Leomara, die ein Medium ist und mit ungewöhnlich tiefer Stimme düstere Prophezeiungen™ von sich gibt. Ich weiß nicht, wie die Autoren darauf gekommen sind, das sei eine gute Idee. Die Funktion einer solchen Figur kann ich mir erschließen, zumal gegen Ende des Abenteuers genau das passiert, was ich denke, weshalb ich an späterer Stelle noch einmal darauf zurückkommen werde. Es sei nur soviel gesagt: Mir hat Leomara überhaupt nicht gefallen.
In Olport wird nun das Schiff repariert, es werden Informationen gesammelt und Beziehungen gefestigt. Ich fand diesen Abschnitt gut gelungen und zum ersten Mal kam das „Phileasson-Feeling“ auf, auf das ich schon die ganze Zeit gewartet hatte. Der mittlere Teil des Buches ist sicherlich der stärkste.
Die Fahrt geht weiter und es werden zahlreiche Ereignisse und Begegnungen aus dem Abenteuer umgesetzt. Die relevanten Mannschaftsmitglieder bekommen Screentime und können sich beweisen, wobei Phileasson immer schon die Augen aufhält und bewertet, wen er zum Himmelsturm mitnehmen kann und wer eher ungeeignet ist.
Die Reise geht weiter zum Packeis, über Eis und Schnee nach Yetiland. Unterdessen zettelt Beorn einen Krieg mit den Yetis an, was hier durch die Gier seiner Mannschaft nach warmen Pelzen erklärt wird. Ich fand die Passagen mit Beorn in Ordnung. Für Spielleiter der Saga gibt es hier ein paar zusätzliche Informationen, um die Geschichte mit Leben zu füllen.
Die Episode bei den Eisigeln wird recht ausführlich geschildert und (leider) auch Leomara darf dazu etwas Düsteres™ sagen. Eine der großartigsten Ideen – oder besser eine Idee, aus der ich in meiner Spielrunde eine wunderbare Szene stricken konnte – fehlt leider: die Recken begegnen keiner Eisfee.
Die Gruppe kommt schließlich nach Yetiland, findet das Yetijunge, hat eine Begegnung mit wütenden Yetis, wird zu Mutter Galandel geführt und von den Yetis mit einem Festmahl willkommen geheißen. Ich war etwas enttäuscht, weil der erste Kontakt mit Galandel sozusagen außerhalb der Erzählung stand. Es wird geschildert, dass man sich zum Yetidorf aufmacht, dann ist der Abschnitt zuende. Der nächste Abschnitt beginnt am Tag nach der Begegnung mit Galandel und macht nur einige Anspielungen auf das Geschehene.
Nach ein paar Unterredungen beschließt man, im Tal der Donnerwanderer Mammuts zu fangen. Also macht sich die Gruppe auf den Weg, der neugierige Tylstyr und sein Kumpane Tjorne gehen fast beim Schlammgeysir drauf und Shaya hat irgendwelche Probleme mit dem Elfen.
Im Tal selbst wird zunächst Beorns Jagderfolg beschrieben. Mit Hilfe des mysteriösen Elfen Galayne fängt Beorn ein Mammut-Jungtier und stattet dann Phileasson einen Besuch ab, um vor ihm zu prahlen.
Diese Gelegenheit nutzt Zidaine, eine mysteriöse Frau aus Beorns Mannschaft, die ungefähr in Tylstyrs Alter ist, um ihn zum Krebse-Essen einzuladen. Wer den Prolog noch nicht verdrängt hat, wird sich daran erinnern, dass da Krebse als Mordwerkzeug eingesetzt wurden: Handelt es sich bei Zidaine etwa um die von Rachelust getriebene Fianna? Die Spannung ist kaum zu ertragen – wird sie Tylstyr töten? Ist „Krebse essen“ nur ein Euphemismus für eine weitere grausame Mordszene? Interessiert mich das im Geringsten?
Nun macht sich Phileasson daran, ein viel größeres Mammut zu fangen, und findet es auch: den König des Tals der Donnerwanderer. Mutig schmeißt er sich dem Untier entgegen, muss die Jagd aber nach kurzer Zeit erfolglos abbrechen. Sein Übermut kostet ein Mannschaftsmitglied das Leben; ich finde es gut, dass Phileasson hier ein paar Ecken und Kanten erhält, die an seinem „strahlender-Held“-Image kratzen. Phileasson ist besessen von der Idee, den Wettkampf gegen Beorn zu gewinnen und König der Meere zu werden – gut, dass auch die negativen Nebeneffekte solcher Besessenheit geschildert werden.
Schließlich fängt auch Phileasson ein Mammut und man kann zur nächsten Aufgabe übergehen: Die Reise zum Himmelsturm. Es werden Geschichten erzählt, dann macht man sich auf zum Heiligtum der alten Elfen. Hier hat Leomara ihren großen Auftritt, denn das kleine Medium empfängt Eindrücke aus der Vergangenheit, die davon erzählen, wie die Statuen auf die Felsspitze gelangt sind, wer Nurtis Träne erschaffen hat und so weiter – Informationen eben, die man sonst nicht erhalten würde. An dieser Stelle möchte ich zurückgreifen auf das, was ich zu Leomaras Auftritt in Olport gesagt habe, und was ich aus dieser Szene schließe: Ich vermute, dass mit Hilfe von Leomaras medialen Fähigkeiten die Anteile der Hintergrundgeschichte, die die Figuren sonst nicht mitbekommen und erfahren würden, erzählbar gemacht werden sollen. Hier haben wir ein Beispiel dafür, wie dem Leser und den Figuren Hintergründe vermittelt werden, die die Helden im Abenteuer beispielsweise durch Träume oder Visionen erfahren konnten. Ich schätze, dass Leomara im Himmelsturm sehr viele Hustenbonbons brauchen wird, denn bei der Menge an Erinnerungen, Visionen und unerfahrbaren Hintergrundinformationen, die dort zu finden sind und die man braucht, um überhaupt zu erahnen, worum es bei der ganzen Sache geht, wird sie sehr häufig mit ihrer tiefen Stimme sprechen müssen.
Der erste Roman endet mit einem durchaus guten Schlusssatz, lässt mich aber mit gemischten Gefühlen zurück. Ich bin enttäuscht, weil ich etwas anderes erwartet hatte. Ich wollte mehr von Phileasson wissen, mehr über die Hintergründe der Feindschaft zwischen ihm und Beorn, mehr über die Personen an sich und was sie auszeichnet. Zwar erhalten die beiden Drachenführer ein paar neue Aspekte, die sich meist gut ins Gesamtbild einpassen, aber das reicht mir nicht. Für den Auftakt der Saga hätte ich mir einen Prolog gewünscht, der sich den beiden widmet.
Stattdessen musste ich einen Prolog lesen, der sonstwohin gehört, aber nicht in die Phileassonsaga. Das ist das Aushängeschild der Phileassonsaga? Sowas gibt man potentiellen Lesern und Kunden als Leseprobe? Nach der Lektüre der Leseprobe war ich ziemlich erschüttert und wenn meine Neugier nicht stärker gewesen wäre, hätte ich mir den Roman nicht vorbestellt, vielleicht sogar ganz liegen gelassen. Die ganzen 83 Seiten des Prologs kann man meiner Meinung nach rausschneiden und in die Tonne kloppen oder an einen anderen Romananfang setzen.
Dass die alte Mannschaft teilweise ausgetauscht wurde - Ynu ist jetzt eine Frau, Raluf wurde umbenannt -, stört mich nicht. Ich finde Irulla interessant und freue mich auf weitere Szenen mit ihr. Was die Autoren aus Shaya gemacht haben, lässt eine lange und tiefgreifende Entwicklung erwarten. Ich weiß nur nicht, ob ich mich dafür noch interessiere, nachdem sie mir im ersten Band dermaßen unsympathisch und weinerlich begegnet ist. Sie wirkt wie ein Fremdkörper – nicht nur in der Mannschaft, sondern insgesamt.
Die anderen Figuren – Salarin, Tylstyr, Tjorne – sind in Ordnung. Garhelt hatte ich mir ganz anders vorgestellt – trotz ihrer stattlichen 73 Jahre ist sie immer noch raubeinig und lebhaft wie eine 20-jährige.
[/MI]
Welchen Eindruck hinterlässt Nordwärts also insgesamt? Nach einem missratenen Prolog folgt erst mal eine durchschnittliche Erzählung, die in der Mitte des Buches Fahrt aufnimmt und zum Ende hin wieder abfällt. Es gibt einige wenige Szenen, die wirklich zünden und mir das Gefühl geben: „Das ist es! Das ist die Saga! Das ist Phileasson, wie ich ihn haben will! Das wohl!“ Aber diese Lichtblicke sind viel zu rar gesät. Viel zu selten habe ich gelacht, geschmunzelt, mich emotional angesprochen gefühlt. Viel zu oft hingegen war ich enttäuscht darüber, wie weit meine Vorstellungen der Saga vom Produkt der beiden Autoren abwichen. Meine Erwartungen segeln dem Roman davon. Bleibt nur zu hoffen, dass die Autoren – wie Phileasson – Mut und Ausdauer haben und den Vorsprung aufholen können. Aber ohne dabei ständig „Pullt!“ zu schreien ^^“
Nordwärts bekommt von mir 2 Punkte.
Ich werden den zweiten Band auf jeden Fall kaufen, weil ich lesen will, was die Autoren aus der schwierigen Vorlage machen. Ohne diese Neugier wäre ich aber schwer hin- und hergerissen, ob ich es nicht einigen Matrosen aus Phileassons Mannschaft gleich tun und desertieren sollte.
[Nachtrag]Zum Äußeren: Das Cover gefällt mir sehr gut und auch die im Umschlag enthaltenen Karten sind klasse! Die kleinen Symbolbilder zu Beginn und am Ende eines Kapitels passen ebenfalls gut.