Liebes Forum, diese Woche haben wir nach etwa einem Jahr Vorlauf mit der großen Saga begonnen. Als erstes gilt mein Dank den vielen Anregungen, die ich hier im Forum finden konnte. Auch in den Spielrundenblogs habe ich schamlos geräubert. Besonderheit bei uns ist, daß wir mithilfe der Programme teamspeak und roll20.net über das Internet spielen, da wir räumlich weit entfernt auseinander leben (u.a. in drei verschiedenen Ländern Europas). Daher versuche ich, Szenen mit einzelnen Helden nur ganz gezielt einzusetzen, da die Konzentration sonst schnell abzudriften droht. Als System benutzen wir derzeit die Regeln von DSA 4.1, obwohl ich sehr gespannt auf die Veröffentlichung von Ilaris bin (Kämpfe nach den Regeln von DSA 4.1 können für Nichtkämpfer schnell zu einer Zumutung werden, eine Spielerin hat dann auch ihre Peraine-Geweihte gegen eine Kriegerin ausgetauscht). Die meisten Spieler sind sehr erfahren, einige beteiligen sich aktiv außerhalb der Spielrunden in unserem Forum, welches wir auf der Drachenzwinge pflegen.
Aber nun zu unseren Helden:
Albion Alfaran: aus Ysila gebürtiger halbelfischer-halbnivesischer Abgänger der Halle des Quecksilbers; persönlicher Schüler Rakorium Muntagonus, mit dem er mittlerweile gebrochen hat; sammelt außer Zauberthesen Erfahrung in der Natur und fühlt sich zu Firun und Ifirn hingezogen, und zu Aurora; Allround-Zauberer
Aurora von Andara: halbelfische Abgängerin der Fechtschule zu Ysilia, sehr gewandt; hat mittlerweile bei Raidri Conchobair den BHK2 gelernt, dazu führt sie einen Kurzbogen (nein, sie hat sich von Raidri noch nicht seinen gezielten Stich vorführen lassen); verbirgt ihre adlige Abstammung; fühlt sich hingezogen zu Albion
Hesander Malforika: Gebürtig aus Kuslik, wurde er von der dortigen Akademie aufgrund seiner geringen Bereitschaft, sich an Regeln zu halten, an einen Privatgelehrten weggelobt; hat in Punin den Gildenbeitritt geschafft; seit der Besessenheit durch den Geist eines längst verstorbenen Magus leidet er an Schlafstörungen und kann in Träume eindringen; Geisterbeschwörung und magische Analyse
Ragnar Hakonson: etwas großmäuliger (redet begeistert von seinen Rahja-Künsten) Thorwaler Glücksritter, der nach der Erkundung des Orklandes die im Spinnenwald befreite Schwester Phileassons ehelichte; effektiv im Umgang mit Orknase und Schild sowie dem Methorn; versteht jeden umgangssprachlichen Ausdruck der anderen wörtlich
Rhys Fingorn: albernischer Krieger aus Winhall, wie er im Buche steht; reichstreu, stolz und prinzipientreu; je nach Situation auch bereit, den Weg des Fuchses zu beschreiten; sicher im Umgang mit Schwert und Zweihänder; hat mittlerweile schreiben gelernt
Zur Vorgeschichte:
Ich habe die Helden ab Phex 9 Hal (1002) von Andergast aus durch das halbe Mittelreich gescheucht. Hervorstechende Abenteuer waren der Wolf von Winhall, Göttin der Amazonen (danach kurz die Erstürmung Galottas Turm als Alveranskommando, da die Helden Dexter Nemrod in Winhall zuvorgekommen waren), Seelen der Magier, Hexennacht und Im Zeichen der Kröte. Anschließend haben sie im Auftrag der obersten Hetfrau Garhelt das Orkland kartographiert (und dabei auch des Foggwulfs Schwester Svenna befreit). Für die schönen Anregungen zur Orklandtrilogie möchte ich hier noch einmal ausdrücklich Brandur danken!
Da uns kurz nach Beendigung der Orklandkampagne ein Spieler verließ und der Magier Hesander zu uns stieß, habe ich noch die etwas kürzeren Abenteuer Ogerzähne und Hühnerdiebe sowie Die Einsiedlerin angehängt, damit die Gruppe sich auch richtig zusammenraufen konnte.
Phileassons Schwester Svenna Askrasdottir hatte nach der Rückkehr nach Thorwal alle Helden mit einem phexischen Trick (präpariertes Trinkhorn) unter den Tisch gesoffen und dann Ragnar in ihr eigenes Langhaus "entführt". Ein halbes Jahr später sind die beiden dann tatsächlich den Traviabund eingegangen. Daß es sich bei dem Spielerhelden Ragnar um den Schwager Phileassons handelt, erleichtert mir in Zukunft, das berühmte "Authoritäts-Problem" zu umschiffen: Phileasson kann in vielen Situationen Verantwortlichkeit an seinen Schwager (oder einen seiner Freunde) delegieren. Dadurch können die Spieler einerseits sich nicht um Entscheidungen drücken, Phileasson kann aber jederzeit etwas anderes vorgeben.
Prolog
Im Hesinde 1007 erreichen die Helden nach und nach Thorwal. Die Magier sind natürlich neugierig auf die Hesindedispute, obwohl Albion Alfarans Weigerung auf dem Allaventurischen Konvent anderthalb Götterläufe zuvor, weiterhin Rakorium Muntagonus Theorien zu echsichen Verschwörungen zu unterstützen, dort für einen ziemlichen Skandal geführt hat. Der Hauptgrund der Reise ist allerdings die Einladung Svennas und Ragnars, zusammen die Geburt der Zwillinge zu feiern (die mittlerweile auch schon etwa sechs Monde alt sind). Zudem waren die Gefährten vor drei Götterläufen erst im Firun von der Erkundung des Orklandes heimgekehrt und hatten nicht bei der Feier von Ifinrs Milde über ihre Erlebnisse berichten können.
Jetzt liegt über der Stadt der Schatten des bevorstehenden Ablebens von Garhelts Mann Torben (die Idee habe ich hier im Forum schamlos geklaut). Die ersten Tage sind zunächst vor allem vom Wiedersehen der Gefährten nach langer Zeit bestimmt, die Krieger verbringen zusammen mit Ragnar und seiner Frau die Zeit im Langhaus in der Ottaskin der Hetleute, die Magier besuchen die Diskurse der Hesindedispute. Jurga, die etwa zehnjährige Enkelin Garhelts, schaut oft vorbei, um eines der Baby im Arm wiegen zu können. Tronde selbst begrüßt die Helden, ist aber sehr mit der Vorbereitung des Herbst-Hjaldings beschäftigt, da sich Garhelt um ihren Mann Torben kümert.
Am 20. Hesinde kommt Phileasson heim. Auf seiner letzten Exkursion in den Süden hatte er Mannschaftsmitglied verloren, welches ursprünglich aus Prem stammte, und war nach der ersten Heimkehr im Boron noch einmal losgesegelt, um Axt und Schild (und Beuteanteil) der Familie zu überbringen. Jetzt fährt die Seeadler zu den Klängen von 13th warrior, the sound of the northmen, unter lediglich halb gerefftem Segel bei starkem Wind in den Hafen, Phileasson geradeausblickend im Bug stehend. Es ist eine rein angeberische Demonstration seiner seemännischen Fähigkeiten. Meiner Gruppe hat es gefallen. Es gab mir auch die Gelegenheit, schon einmal einen Blick auf andere thorwalsche Kapitäne, u.a. Beorn, werfen zu lassen. Phileasson verbringt dann die nächsten Tage bei seiner Schwester und Familie, also zusammen mit den Helden. Er misst sich auch mit allen im Armdrücken (welches nur Albion gegen ihn gewinnen kann – ohne Einsatz von Magie).
Am 29. Hesinde verstirbt Torben und wird am frühen Abend des 30. Hesinde bestattet. Die Szene habe ich angelehnt an die Blogs von Brandur und Liskon (und diese wiederum an den 13th warrior). Musikalische Untermalung war He Has A Story To Tell aus dem Film Beowulf. Danach waren die Spieler bestens eingestimmt für die Längste Nacht. Ich habe mich dabei an der Spielhilfe Die Längste Nacht orientiert, aber sie noch etwas erweitert. Da ich die Reden nicht nur auf Beorn und Foggwulf sowie die Helden beschränken wollte, habe ich noch eine weitere Kapitänin zu Wort kommen lassen. Aber der Reihe nach:
Während des Essens singt zunächst die Bardin Eyvin Gunbrittsdottir aus dem Jurgalied. Als Hintergrund lief das Lied Herr Manneling und Yffdrasil. Der Krieger Rhys Fingorn trifft während des Mals auf einmal auf eine ehemalige Bewohnerin der Borbaradianer-Abtei, die er zusammen mit Albion und weiteren Gefährten ausgeräuchert hatte. Beide Seiten beschimpfen sich gegenseitig, bis Tronde die (wohl ehemalige) Borbaradianerin aufgrund des Vorwurfs der Dämonenbündlereiund Hrangar-Anbetung erst einmal festsetzen lässt. Ich habe diese Szene eingefügt, um die Stimmung unter den Spielern ein wenig anzuheizen. Es hat funktioniert. Nachdem der erste große Hunger gestillt ist, singt Ohm Follker seine Strophen über Hetmann Eldgrimms Eroberung Kendrars. Danach berichten verschiedene andere Kapitáne über ihre Fahrten während des letzten Sommers bis der Ruf erschallt: "Foggwulf, erzähl uns vom Güldenland". Ich habe den Text der Spielhilfe leicht verkürzt (erneut zu 13th warrior, the sound of the northmen) vorgelesen. Beorn macht sich über ihn lustig, wird aber von Garhelt zurechtgewiesen. Jemand verlangt (sicherlich, um die aufgeheizte Stimmung zu beruhigen) nach Hjalla Gundridsdottirs Geschichte über Yarrak Galeerenstürmer, die sie dann auch gerne erzählt (zur Einleitung the wheat aus Gladiator, ab dem Auftauchen der schwarzen Galeeren strength of a thousend men von two steps from hell):
"Südlich von Ranak war es, wir hatten bisher erst wenig Beute gemacht. Seit mehr als einer Woche herrschte Flaute, unser Segel hing schlaffer als meine Titten seid der Geburt der Zwillinge und diente uns tagsüber nur als Sonnenschutz. Das Auge des Greifengottes versengte uns den Pelz. Ganz besonders den von Yorrak Flinkzunge, den ich aufgrund einer verlorenen Wette auf meine Sturmmöwe aufgenommen hatte. (sie hält ihr Horn zum Nachschenken hin, während Hetmann Eldgrimm Oriksson ihr begeistert zuprostet) Ans Rudern war nur in den frühen und späten Stunden des Tages zu denken. Dann, als die Hitze am unerträglichsten war, tauchten zwei schwarze Punkte am Horizont auf. Galeeren der schwarzen Armada. Ihre Rojer schienen frisch und ausgeruht zu sein, denn beide Schiffe machten gut Fahrt. An ein Entkommen war nicht zu denken. Also gab ich den Befehl, eine Flucht vorzutäuschen, aber die Kräfte zu schonen. Die Galeeren hatten mittlerweile ihre Rammgeschwingigkeit erreicht und versuchten, uns an beiden Seiten von achtern zu perforieren (sie macht mit zwei Fingern eine obszöne Geste, Gelächter). (sie hält ihr Horn wieder zum Nachschenken hin) Keinen Met, was Scharfes! Im letzten Augenblick ließ ich die Fahrtrichtung umkehren... und wir flutschten genau hinein in den freien Raum zwischen beiden Galeeren (wieder eine obszöne Geste, wieder Gelächter). Die Galeere backbord von uns konnte noch rechtzeitig das Ruder herumlegen, da sie ein wenig hinter die andere zurück gefallen war. Aber dieser zertrümmerten wir fast sämtliche Ruder auf unserer Seite. Wir waren es auch, die das gegnerische Schiff enterten. Aber dies war kein simpler Sklavenhändler. Natürlich taugten die Matrosen nicht zum Kämpfen, aber die Seesoldaten wehrten sich verbissen. Ich sah, daß der Kampf zu lange dauerte, da die andere Galeere beigedreht hatte und auf uns zukam. Diesmal machte sie nicht den Versuch, uns zu rammen: ein Fehler, und sie hätte das falsche Schiff versenkt. Stattdessen ging sie längsseits, um ihrerseits die Sturmmöwe zu entern. Verzweifelt schaute ich in die Runde, während gleichzeitig meine Orknase einen schwarzen Helm spaltete und ich meinen Schild einem vorwitzigen Leichtmatrosen in den Magen rammte. (und noch einmal hält sie ihr Horn fordernd zum Nachschenken hin) Mein Blick fiel auf Yorrak, der unsere Situation verstand und umgehend mit einem kräftigen Sprung auf der zweiten Galeere inmitten eines halben Banners Al'Anfaner Seesoldaten landete. Und wißt Ihr, was Yorrak ihnen entgegen schrie: (darauf brüllen alle in der Hala anwesenden) "Ich werde Euch alle fressen!"
Und darauf streckten die Weicheier die Waffen! Denn sie hatten noch nie einen echten Thorwalschen Ork gesehen, das wohl!
Ganz offensichtlich ist die Geschichte schon altbekannt. Und ganz offensichtlich wird sie auch von Winter zu Winter besser. Aber gerade das scheint den Thorwalern auch so gut zu gefallen."
Danach waren die Spieler Feuer und Flamme, selbst ihre Taten zum Besten zu geben. Albion redet mehr als 20 Minuten, der Inhalt kann nur noch von Winkeladvokaten als praiosgefällig bezeichnet werden. Beorn beleidigt ihn sofort, wird aber von den begeisterten Thorwalern unterbrochen, die mit ihren leeren (und auch vollen) Humpen frenetisch das Spitzohr, welches sie noch zu Beginn des Festes schief angeguckt hatten, feiern (zum Glück ging daher Albions Beleidigung Richtung Beorn im Lärm unter, das wäre wohl sonst noch blutig geworden). Da nimmt dann auch Rhys seinen Mut zusammen und erzählt von seiner Beteiligung als Bedeckung der Siegerin beim Donnersturmrennen (ich hatte das nur im Forum mit ihm abgehandelt, der Spieler hat daraus dann eine tolle Geschichte gemacht). Kaum ist der Lärmpegel ein wenig gesunken, fordert Phileasson Beorn auf, doch selbst einmal von seinen Erlebnissen zu berichten, anstatt immer nur andere madig zu machen. Beorn funkelt ihn an, und es wird klar, daß er nur auf dieses Stichwort gewartet hatte. Auch hier habe ich die Spielhilfe fast ungekürzt übernommen. Beorn habe ich mit rerativ leiser, ruhiger Stimme gesprochen zu den Tönen von the unforgiven der finnischen Band Apocalyptica (die Stücke von Mettalica auf vier Violoncelli spielt), für mich das ideale Leitthema des tragischen Helden Beorn. Nachdem Phileasson sich über ihn lustig gemacht hatte (kurz das Phileasson-Thema aus the 13th warrior eingespielt), ließ Garhelt die Grimskjora rufen (shattered shields aus Skyrim beim Warten, danach the horns of hell aus the 13th warrior während des Auftritts der Grimskjora, hatte den Text genau passend zur Musik einstudiert). Kaum waren ihre Worte verklungen, kommt tschilpend eine Schwalbe ins Langhaus geflogen und dreht eine Runde um die Köpfe der beiden Kapitäne, bevor sie durch eine Türöffnung an der Rückwand des Langhauses verschwindet (das Schwalbennest aus Ori and the blind forest). Phileasson kehrt zu den Helden zurück und muß sich erst einmal mit seiner Schwester auseinandersetzen, da er ihren Gatten Ragnar und seine Gefährten mitnehmen möchte. Weniger Sorge bereitet ihm seine Steuerfrau, die wohl schon seit längerem von einem Seefalken träumte. Jetzt ist der richtige Moment für den Bau einer weiteren Otta. Garhelt fragte noch, wer denn wohl die beste Geschichte erzählt hatte, woraufhin (fast) das ganze Langhaus laut "Spitztören" schrie. Ich spielte dann die deutsche Version von A hero comes home aus Beowulf zur Belohnung ein, was dann auch nicht nur die Helden, sondern auch die Spieler sich wieder etwas beruhigen ließ.
Danach war ich erst einmal völlig fertig. Eine Menge Monologe in unterschiedlicher Stimmlage, mehrmals exaktes Timing zwischen Text und Musik. Aber die Spieler hatten noch nicht genug. Also ging Phileasson am nächsten Tag den Rest der Mannschaft aussuchen, während Albion und Rhys zunächst vor die oberste Hetfrau vom Bodir gerufen wurden, um ihre Vorwürfe gegen die Borbaradianerin zu wiederholen. Daß diese dann freigelassen wurde (Borbaradianismus ist in Thorwal nicht verboten, und sie konnten ihr persönlich nur die Quälerei eines Pferdes mit Höllenpein vorwerfen) hob nicht gerade die Laune der Helden, den Rest des Tages mussten sie sich aber um Einkäufe von Proviant und diversem Material für Phileasson kümmern. Nach Sonnenuntergang berichtete dann Svenna, daß Garhelt den ganzen Tag bei Mutter Cunia im Traviatempel gewesen sei. Unter dem Arm hatte sie zwei Bücher aus der nichtöffentlichen Sammlung der Kartothek, von denen sie den Reisebericht Hetmann Arjolfs wieder zurückgebracht hatte. Phileasson bat die Helden, doch eine Kopie von Hetmann Arjolfs Karte des Nordmeers zu besorgen. Ich habe die geheimen Karten und Reiseberichte in der obersten Etage des Turms der Kartothek untergebracht. Man kann sich kaum vorstellen, wie leicht es für Spieler sein kann, die offensichtlichsten Möglichkeiten zu einem Einbruch zu übersehen! Warum eine gewandte Kletterin aufs Dach klettern lassen und einen Magier mit Foramen hochziehen, wenn man unbedingt den Transversalis ausprobieren möchte, obwohl man ihn nur auf niedrigem Zfw beherrscht? Danach waren wir dann aber alle ziemlich am Ende!

Hier noch einmal die Geschehnisse aus Sicht unseres Adepten Albion Alfaran von der Halle des Quecksilbers zu Festum:
Thorwal
30. Hesinde 1007 BF
Die letzten Vorbereitungen für die Längste Nacht, das Fest der Erleuchtung, Ifirns Milde, sind in vollem Gange. Doch ein dunkler Schatten liegt über der stolzen Stadt der Swafnirskinder, ist doch gestern der Gemahl der alten Garhelt über das Nirgendmeer gegangen. In einer feierlichen Zeremonie wurde sein Leichnam auf das offene Meer hinausgeschoben und vom Ufer aus in Brand gesetzt. Beorn der Blender schoss den Pfeil, während die Hetleute Tronde Torbensson und Asleif Phileasson das Boot ins Wasser geschoben hatten. Vergessen sind in
diesem Moment alle Rivalität und Streitigkeit zwischen den beiden größten Hetmännern der Thorwaler. Dieser Moment gehört ganz dem Toten und seinen Hinterbliebenen. Garhelt wird wohl auch bald diesen Pfad gehen, ist sie doch schon in einem Alter, dass die Götter vielen Menschen verwehren Dennoch laufen die Vorbereitungen weiter, wird diese Längste Nacht doch auch die Totenfeier für den Hetmann. Selbst die Magier der Akdemie und mit ihnen die Gäste der Hesindedispute erweisen dem Verstorbenen die Letzte aller Ehren.
Den Spitznamen "Spidstøren", was thorwalsch für "Das Spitzohr" ist, werde ich wohl für eine ganze Weile in den Hallas der Hetleute tragen, doch war es zum letzten Gedenken an Hetmann Torben nur Recht und Billig, dass alle, die Abenteuer bestanden hatten, ihm diese mitgaben. Inspiriert von Ohm Folker und auch den anderen Skalden hier in Thorwal, hatte ich mich schon vor einiger Zeit daran gesetzt, unsere Abenteuer zu Papier zu bringen, wobei auch eine im Nachhinein doch erstaunlich lange Geschichte entstanden und sogar eine Sangdichtung dazu zu
Papier gekommen ist. Nachdem also verschiedenste Hetleute ihre Abenteuer vorgetragen haben, und selbst der berühmte Foggwulf seine Geschichte zum Besten gegeben hatte, sollte nun ich meine Kunst beweisen. Zu meinem Erstaunen gab es nur von Beorn dem Blender bissige Kommentare, welcher jedoch wohl sehr kleinlaut gewesen wäre, hätte er die Hütte Hühner-
bein selbst zu Gesicht bekommen. Selbst Rakorium kam nach der Feier zu mir, um mich für den Beitrag zu loben. Natürlich betonte er, dass es gut sei, dass ich die Bedrohung durch das Echsengezücht so sehr betont hatte.
Zwischen eben diesem Beorn und dem Foggwulf war es dann zum erbitterten Streit gekommen, behaupteten doch beide das sagenumwobene Güldenland gesehen zu haben. So berichtete Beorn von jenen Wesen, welche man wohl als Kentauren bezeichnet, und welche es in früheren Zeiten auch auf Aventuerien gegeben haben soll. Ihm entgegen stellte Phileasson die Beschreibung jenes Phänomens, welches die Gelehrten der Nautik wohl als den sogenannten Efferdwall bezeichnen mochten. Auffällig ist jedoch, dass ich eine solche Maske, wie sie am Kopf von Foggwulfs Drachenschiff gesehen habe, auch in alten Aufzeichnungen über das frühe Bosparanische Reich bei Meister Rohezal habe sehen können. Beorns Geschichte hingegen klang wie eine Reise nach Maraskan oder in das Regengebirge, kombiniert mit den Sagen, die man sich über das Güldenland erzählte. Doch mochte ich nicht zu sagen, ob einer der beiden Hetmänner seine Geschichte erfunden hatte.
Der Streit wurde durch Garhelts Einschreiten beendet, welche schon zuvor die beiden hatte beruhigen müssen. Als Beorn dieses Mal eine offene Morddrohung an Foggwulf aussprach, hatte sie endgültig genug, war diese Feier doch auch das Totenfest für ihren Mann Torben, der nun wohl bei Swafnir weilen mochte. Zur Schlichtung des Ganzen rief sie eine alte Seherin herbei, welche die beiden Kapitäne auf eine Reise um Aventurien schickte, auf welcher sie jeder 12 Aufgaben zu erfüllen hatten. 2 Geweihte der Allmilden Travia würden den Wettstreit überwachen.
Wie zu erwarten war, boten sich Rhys, Ragnar und Aurora sofort für Phileassons Ottajasko an, durfte dieser doch niemanden aus seiner eigenen Ottajasko mitnehmen. Widerstrebend, aber dem Wink des Herren Aves und Nandus folgend, schlossen sich auch Hesander und ich der Mannschaft an.
Höhepunkt der Feier war die Kür der besten Geschichte dieses Abends. Zu meiner Freude und meinem Stolz fiel mir der Preis zu. Unsere Reisen, seit Andergast und dem Drachen Tarkrandir an, waren das Verrückteste, was man seit mehr als drei Wintern in dieser Halle gehört hatte. Nach meinem Sieg über den Foggwulf im Armdrücken, wo mir der Grimmige selbst den Arm gestählt haben mochte, hatte ich den Foggwulf nun ein weiteres Mal übertroffen. So war es ihm eine Freude, mich auf dem Schiff willkommen zu heißen.
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Thorwal
01. Firun 1007 BF
Nachdem wir am gestrigen Abend auf eine der Kultistinnen aus der Borbaradianer-Abtei im Ambossgebirge gestoßen waren, welche hier nach Thorwal zurückgekehrt war und mit der Rhys und ich verständlicherweise in Streit geraten waren, fand heute die Gerichtssitzung unter Leitung der Hetfrau vom Bodir statt. Rhys hatte Janda Rangnidsdottir zudem dabei beobachtet, wie sie jenen Zauber, den die Borbaradianer wohl "Höllenpein"-Cantus nennen, an einem Pferd anwenden sehen. Laut Cellyana von Khunchom, die als Expertin für magische Belange geladen worden war, hatte Janda alle Magie verloren. So endete der Prozess mit einem Patt, so dass ich vorschlug, Janda solle sich doch Beorn dem Blender auf der Reise um Aventurien anschließen, so dass die Götter entscheiden mögen, welche Strafe ihr für ihre Verbrechen zukommen solle. Wir würden also nicht nur unter den Kapitänen eine erbitterte Rivalität oder Feindschaft zu verzeichnen haben.
Am Abend des Tages verkündete uns Phileasson, er habe seine Ottajasko zusammen und wir sollten alles, was wir für die Reise benötigen erwerben, damit wir zum 6. Firun, dem Tag des Beginns der Wettfahrt um den Titel des Königs der Meere bereit wären.
Wie ich nun auf meinem Bett liege, denke ich darüber nach, ob dies nicht die Fahrt des Drachenbootes sein könnte, die mir die Elfe im Blautann gezeigt hatte. Würde dies aber nicht bedeuten, dass noch viel mehr hinter dieser Wettfahrt stecken musste, als nur der Streit zweier Kapitäne um einen Titel? Waren wir am Ende nur Schachfiguren der Zwölfe im Kampf gegen Dämonen oder gar noch weit finsterere Mächte? Vielleicht war es doch kein Zufall gewesen, dass Rhys in Grangor Zeuge des letzten Echos des Angriffs des Namenlosen wurde? Oder steckte doch Festo oder Liscom von Fasar hinter dem finsteren Plan? Rakorium würde sicherlich nur wieder die Echsen beschuldigen und Dschelef ibn Jassafer kannte ich zu wenig, um ihn einschätzen zu können. Doch wenn die Fahrt um die gesamte bekannte Welt gehen mochte und die Aufgaben genau die selbe Zahl wie die Zwölfe, aber auch die Erzdämonen haben....
Je mehr ich darüber nachdenke, desto merkwürdiger erscheint mir die ganze Sache und desto mehr scheint mir hinter all dem zu stecken. Vielleicht hatte sogar die Vision der beiden Elfen oder die Vision der Elfen auf dem Ylsiesee damit zu tun.....
Auch wenn ich mir wenig davon erhoffe, werde ich doch mit Rakorium einmal darüber sprechen. Leider war Meister Rohezal zu weit fort, als dass ich ihn um Rat und Hilfe fragen könnte....
(Die Passage über den quasi-Diebstahl der Reiseaufzeichnung von Arjolf werden hier mal besser verschwiegen....)
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Den ersten Abend habe ich also gut über die Runde gebracht. Beim nächsten Mal gibt es dann Übungsfahrten mit der Seeadler, bevor wir dann in See stechen werden. Ich beabsichtige nicht, noch mehr Einzelszenen in Thorwal auszuspielen, sobald die Ausrüstung zusammengestellt ist.
Sehr interessant war die Reaktion auf meine Interpretation Beorns. Der Spieler des Albions hat leider die ersten Bände der Phileasson-Romanreihe schon gelesen, weshalb er Beorn als "Nordthorwalschen Super-Macho" erwartete. Ich sehe Beorn eigentlich ganz anders. er mag die ungestümen Saufbolde, vertraut nur ihnen, ist aber doch im Charakter sehr verschieden: Glattrasiert, kühl berechnend (Sklavenjäger tötet er nicht in heißem Jähzorn, sondern rachsüchtig in kalter Wut). Ein Spieler meinte danach, er wäre wie eine Viper rübergekommen. Passend zur Seeschlange, denke ich da. Mals sehen, ob und wie sich da meine Runde drauf einstellen wird.
Beim Hintergrund habe ich mich dazu entschieden, in erster Linie Simia als Auslöser der Wettfahrt zu sehen, die Zwölfe werden ihn aber diskret unterstützen.

